Schon vor ca. 4 Millionen Jahren hatten sich die Füße unserer 'Vorfahren' von einem flachen Greiforgan, mit dem man nur schlecht stehen und nicht lange laufen konnte, zu der heutigen Form der Füße entwickelt. Sie erlaubten es, dauerhaft stabil auf zwei Beinen zu stehen, zu gehen und zweibeinig lange zu laufen. Die Hände wurden frei, der Horizont des Menschen erweiterte sich und er entwickelte sich vom Homo Erectus zum Homo Sapiens.
Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Fußes bestand darin, dass die große Zehe an die anderen Zehen herangeführt wurde. Dadurch verlor sie zwar ihre Greiffunktion, wurde dafür aber für die Stabilität beim Stand und für die Dynamik beim Laufen eingesetzt. Außerdem wurde die Ferse stabiler und größer. Dieser Entwicklungsvorgang war nur möglich, indem sich der Fuß wie eine Spirale aufdrehte und nicht mehr flach auf dem Boden zu liegen kam wie zum Beispiel beim Schimpansen. So entwickelten sich die Wölbungen des Fußes, die seine Einzigartigkeit ausmachen. Darauf werden wir in einem späteren Beitrag nochmal eingehen. Heute ist Fuß des Menschen auf das aufrechte Gehen ausgerichtet und dementsprechend spezialisiert.
Unsere Füße tragen uns bis zu 4 Mal im Leben um die Erde, ohne dass sie erneuert werden müssen. Schuhe allerdings, die brauchen wir öfter einmal. Dann sollten es möglichst gut passende und bequeme sein.
Unsere Füße sind nicht nur eine stabile Standfläche, sie sind auch ein rigider, fester Hebel, mit denen wir uns fortbewegen. An ihm beginnen alle Muskel- und Faszien-Ketten, die uns aufrecht halten, die uns ermöglichen, körperliche Arbeit zu leisten und Lasten zu tragen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Fußwölbungen, die das Gewicht des Körpers auffangen und abfedern und auf den Boden übertragen. Dabei ist der Fuß elastisch und beweglich. Er kann sich an unterschiedliche Untergründe und Gegebenheiten anpassen und über seine Fläche von jeweils ca. 100 cm² die individuelle Körperlast sicher auf den Boden abtragen. Die Füße richtig einzusetzen, richtig laufen zu können will aber erst erlernt werden. Der Kinderfuß muss sich zum leistungsfähigen Erwachsenenfuß erst entwickeln, ähnlich wie das Gehirn.
Der Mensch kommt also nicht mit einem fertigen Fuß zur Welt. Das knöcherne Gerüst des Fußes des Neugeborenen besteht fast nur aus Knorpel, die im Laufe der Jahre verknöchern. Mit dem Erlernen des sicheren Standes und des Laufens entwickelt sich der Fuß über die Jahre der Kindheit und findet am Ende der Pubertät seine endgültige, individuelle Form als Erwachsener. Dabei entwickeln sich nicht nur die Knochen und Gelenke, sondern auch die Bänder und insbesondere viele Muskeln, welche die Wölbungen des Fußes verspannen und aufrechterhalten sowie bei Belastungen aktiv agieren und reagieren.
Obwohl alle Füße im Prinzip über den gleichen Aufbau verfügen, sind sie doch individuell wie Gesichter. Man kann den Menschen nicht nur an seinem Gesicht, sondern auch an seinen Füßen erkennen. Die Unterscheidungsmöglichkeiten sind vielfältig. Es gibt nicht nur unterschiedliche physiologische Fußformen (nach Zehenform), wie den ‚ägyptischen‘ Fuß mit langer erster Zehe oder den ‚griechischen‘ Fuß, bei dem die zweite Zehe die längste ist oder den römischen Fußtyp mit geraden Zehen. Es gibt auch die Unterscheidung nach dem Fußabdruck, den Flach- oder Senkfuß, den Hohlfuß oder den sogenannten ‚Normalfuß‘. Zudem gibt es Unterscheidungen nach der Fußform: Den germanischen, den baltischen den angelsächsischen und den romanischen Typ. Alle unterschiedlichen Formen unterstreichen die Individualität des Fußes und sind ohne Krankheitswert.
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